Es gibt zwar unzählige Abhandlungen über die Corvette, trotzdem möchte ich hier einen kurzen Abriss der Geschichte dieses Klassikers geben, um auch einem Nichtkenner einen kleinen Einblick zu gewähren.
als die Amerikaner in den 40er und 50er Jahren einen Sportwagen suchten, diesen aber im Regal der heimischen Automobilhersteller nicht fanden, bedienten sie sich aus der Riege der europäischen Hersteller wie z.B. Jaguar, MG, Ferrari,... .
Schnell wurde General Motors klar, daß sich hier was ändern mußte.
So wurde Anfang der 50er Jahre entschieden einen Sportwagen zu bauen.
GM experimentierte zu dieser Zeit mit Fiberglas und man entschied sich diesen Werkstoff zu verwenden.
Er war billig, leicht herzustellen und konnte sogar einen (bei einer Testfahrt unbeabsichtigten) Überschlag überstehen.
Unter dem Decknamen "Opel" wurde in nur 16 Monaten die erste Corvette entwickelt und gebaut.
Nun eigentlich war es mehr ein auf die schnelle zusammengewürfeltes Experiment.
Als offener Zweisitzer, mit GFK Karosserie, 2 Gang "Powerglide" Getriebe und dem legendären, aber mit 150PS schwächlichen, Reihensechszylinder "Blue Flame", erblicke sie 1953 das Licht der Welt.
Die ersten 15 Stück wurden von Hand in der Garage eines Zulieferers gefertigt.
Corvette 1953 (Quelle: Corvette Museum)
Der legendäre, aber schwächliche "Blue Flame" Sechszylinder
Der Erfolg der neuen Corvette war überragend....... schlecht.Ganze 341 Stück wurden gebaut.
Die Leistung der Corvette war einfach nicht das, was man sich so vorstellte.
Da leisteten die europäischen Sportwagen deutlich mehr.
Das Zweiganggetriebe war eher zum cruisen als fürs schnelle Fahren geeignet und der Preis von über $2700 war höher als der eines Cadillac mit V8 und einem nicht durchtropfendem Verdeck.
GM mußte also nachlegen
1955 kam dann nun endlich der, von den Entwicklern schon 1953 gewünschte, V8.
Dieser Motor, als Chevy Small Block bis heute bekannte und der meißt verbaute Motor, leistete 195 PS und war über 20Kg leichter als der alte Blue Flame, was das Handling verbessern sollte.
Leider wurde das Getriebe nur mit einem zusätzlichen Gang ausgestatte, das 4-Gang Getriebe sollte erst 1956 verfügbar sein.
Jedenfalls machte GM diesmal nicht den Fehler Fahrzeuge auf Halde zu bauen, es wurde nur gebaut was auch verkauft wurde.
Trotzdem gingen nur ca. 700 Fahrzeuge über den Ladentisch, viel zu wenig.
Die Akzeptanz war noch nicht da und vielen Händlern steckte noch der Verlust mit der 54er Corvette in den Knochen oder besser im Portemonnaie.
Zu dieser Zeit waren schon Überlegungen im Gange die Corvette einzustellen, wäre da nicht der Erzrivale Ford.
1955 erschien der Thunderbird, der, anders als die Corvette, so ausgestattet war, wie es der Markt verlangte und er war ein voller Erfolg.
Das rüttelte die GM Jungs ordentlich durch und kratzte gewaltig an deren Ego.
Die Corvette einstampfen und den Markt für Zweisitzer aufgeben, nie und nimmer.
Das Resultat war eine neue Corvette für 1956.
Die Karosserie sowie der Antriebsstrang wurden überarbeitet. Es gab diverse Optionen wie z.B. Kurbelfenster, Hardtop und anderes.
Der Siegeszug der Corvette begann, der des Thunderbird sollte 1957 enden.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wurde jedes Jahr eine neue, geänderte Corvette geboren.
Es entstanden legendäre Modelle wie z.B. die 1963, erstmals als "Stingray" bezeichnete Corvette.
Sie sollte auch als "Split Window" bekannt werden, wegen ihres geteilten Heckfensters, welches es nur 1963 gab.
Der Name "Stingray" (deutsch Stachelrochen) erhielt sie wegen ihrer Form, der einer Bugwelle des Stachelrochens entsprach.
Er wurde noch bis 1976 beibehalten (und erst 2015 wiederverwendet), obwohl sich die Karosserieform 1968 gravierend änderte und man sie eher als "Coke Bottle Body" bezeichnete, weil sie aufgerichtet die Form einer Cola Flasche hat.
Außerdem wurde eine 1968 ZL1 Version mit 560 PS gebaut, deren Motor eine hohe Oktanzahl benötigte und daher mit Flugzeugbenzin betankt werden mußte.
Es gab davon aber nur wenige, die letzte hat ihre Ruhestätte im Museum gefunden.
Die Verkehrsaufsichtsbehörde war bis dahin der Meinung, man könne keinen Überschlag mit einem Kabrio überleben und verbot die Produktion.
Erst 1986 sollte es wieder ein Kabrio geben.
1984 kam eine gänzlich neue Corvette auf den Markt. Keilförmig und ohne die sexy Kurven wie man sie vorher kannte.
Mit viel Elektronik und serienmäßiger Einspritzanlage, ähnlich der, die 1957 zu haben war.
Sie hatte viele Probleme mit der Elektronik, eine 1983 dagegen wurde nie für den Verkauf gebaut.
Es überlebte eine, sie steht heute im Museum.
In den nächsten Jahren wurde die Form der Corvette immer mehr der eines flachen Rennwagens angeglichen und hat meiner Meinung nach den Charme und den Flair der vergangenen Jahre verloren. Power hat sie nach wie vor reichlich und sicherlich macht es auch Spass sie zu fahren, aber jeder möge sich selber ein Bild davon machen und entscheiden, über Geschmack kann man nicht streiten.
Trotz aller Veränderungen, sie ist und bleibt eine Legende.
Einige erreichen trotz des holprigen Starts 1953 eine enorme Wertsteigerung, andere sind nach wie vor begehrt und der Wert steigt nur moderat.
Ich persönlich denke das mit Ende der Coke Bottle Body Form 1982, auch das Klassische zu Ende ging.
Die Corvette hat ihren festen Platz
in der Riege der berühmtesten Autos und ihre Besitzer lieben sie so wie
sie ist, unbequem, manchmal störrisch aber traumhaft und zeitlos schön.